Việt Đức
Deutsch-vietnamesische Biografien als Spiegel der Geschichte
Những trang tiểu sử Đức-Việt như tấm gương phản ánh lịch sử
(Author/Tác giả: Nicolaus Schmidt)
Dr. Mai Huy Tan hat als Wirtschaftsmathematiker im früheren Ministerium für Energie gearbeitet und in den ersten Jahren des Doi Moi einen Verlag geleitet, der Bücher zur Marktwirtschaft herausgab. Bekannt geworden aber ist er als Gründer und Direktor der Duc Viet GmbH, der ersten Fabrik für Thüringer Würstchen in Vietnam. Die Kombination aus „Thüringer Würstchen“ und „Vietnam“ war für deutsche Zeitungen so interessant, dass viele Artikel erschienen, und es kamen auch der Bundeskanzler Gerhard Schröder und der Bundespräsident Horst Köhler zu Besuch.
Nach einem Studium (1966 – 1970) in Hanoi und der Arbeit im Energieministerium wurde Tan 1980 in einer nationalen Prüfung ausgewählt, um als Doktorand ins Ausland, in die DDR, zu gehen. Vorher kämpfte er jedoch, wie viele andere damals auch, von 1971 – 1974 in den Volksstreitkräfte, unter anderem in der Schlacht um Quang Tri im Jahr 1972. 1982 kam er an die Martin-Luther-Universität nach Halle, an der er 1986 promovierte. In der Zeit des Doi Moi war er zunächst wieder im Energieministerium in Forschungsprojekten beschäftigt, bevor er das Verlagszentrum Licosaxuba gründete: „Es ging damals um Bücher über die Marktwirtschaft und Unternehmensführung, die wir übersetzten oder schrieben. Das war ja alles neu für uns nach den Jahrzehnten der Planwirtschaft.“ Tan brachte hier Erfahrungen ein, die er schon 1990 Dank eines Post-Doc-Stipendiums an der Universität Siegen sammeln konnte – der DAAD ermöglichte es damals vielen, die in der DDR studiert hatten, ihr Wissen an westdeutschen Universitäten aufzufrischen. In den früheren 1990er-Jahren beschleunigte sich die deutsch-vietnamesische wirtschaftliche Zusammenarbeit und Tan gründete zu diesem Thema das „Deutschland-Vietnam Begegnungszentrum“, er beriet damals viele namhafte deutsche Firmen.
Im Juli 2000 wurde dann der Grundstein für die Hanoier Fabrik für Thüringer Würstchen gelegt: „Meine Idee basierte schlicht auf Marktforschung. Es lebten damals etwa 15.000 Rückkehrer aus der DDR in Hanoi, die, wie ich auch, von den Würstchen aus Thüringen begeistert waren. Wenn jede Familie etwa ein Kilo der Würstchen im Jahr kaufen würde, käme ein Absatz von 20.000 Kilo im Jahr zusammen.“ Im September begann die Produktion, die er zusammen mit seinem Partner Michael Campioni aus Erfurt aufgebaut hatte. Campioni, der früher einmal Mitarbeiter der Botschaft der DDR in Hanoi war, hatte einen Metzger aus Thüringen angeworben und beschaffte die Maschinen, Gewürze und andere notwenige Dinge aus Deutschland: „Der Erfolg überraschte uns alle. Wir produzierten sehr bald sehr viel mehr, 2015 waren es 20 Tonnen Wurstwaren pro Tag. Im Schnitt aß also damals jeder Vietnamese zwei unserer Würstchen pro Jahr." Inzwischen war die Produktpalette des deutsch-vietnamesischen Joint-Ventures um Bockwürste und Kochsalami erweitert worden. 2016 wurde die Firma dann an einen großen Konzern aus Südkorea verkauft.
Auch heute noch erinnert vieles in Tans Büro
an diese Zeit. Es hängen Fotografien an der Wand, die ihn mit Kanzler Schröder
oder zusammen mit Angela Merkel zeigen. Tan ist ein Bewunderer von Napoleon
Bonaparte, hat über ihn auch ein Buch geschrieben. Neben klassischer Musik
interessiert er sich auch für Literatur und Dichtung. Im Büro stehen deshalb
natürlich auch Bilder der deutschen Dichterfürsten Goethe und Schiller. Dr. Mai
Huy Tan ist zugleich auf vielen anderen Gebieten aktiv, er hat eine neue Firma
gegründet, die „Vietnam Deutschland Brücke GmbH“. Untätig sein kann er nicht:
“Ich arbeite heute unter anderem wieder im Energiebereich, eines der ganz wichtigen
Themen hier. Jetzt geht es um erneuerbare Energien und um Energiegewinnung aus
der Abfallverwertung.“
(Nicolaus Schmidt)